tot. ein Wort wie ein Grabeingang.
Er ist der Rand, über den nicht hinauszusehen ist. Aber an dessen Kanten man sich ständig reibt. In die Schranken des Lebens verwiesen. Immerzu. Bis es zu Ende ist.
Im Leben ist er nicht. Und überall, wo Leben ist, ist er.
Wo ist der Flug der Schwalben?
Wenn der Zweifel wacht und klirrt?
das Nichts ist dicht und schwer
es lagert
in ihr
sie kann es nicht
denken
von ihm
wird sie gedacht
einverleibt
fort
Der Tod ist dort, wo man nicht hinsieht. Nicht hinsehen kann. Weil dort, wo man hinsieht, nur die Abwesenheit dessen ist, was man zu sehen hinsieht.
Es gibt das Leben. Und es ist ein Kommen und Gehen. Und dazwischen nur dies: das Leben. Und was tun wir?
tiefes weites Fehlen
wortloser Ort
ein Beben
flutet stumm wehendes Klagen
füllt Tage und Nächte
Eines Tages, so erzählt die Bibel, starb Christus. Die Sonne verdunkelte sich, das ganze Leid, der nichtdenkbare, tiefschwarze Schmerz der Welt verleibte sich ihn ein. Und er schrie: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Und dann starb er. Und war tot. Für drei Tage.
Hingestorben wirst du liegen, und nie wird Erinnerung an dich
sein, nach dir kein Sehnen später: Nicht hast du teil an den Rosen
aus Pierien, nein, unbemerkt auch in des Hades Haus wandelst du unter dämmerumflorten Toten, fortgeflattert.
(Sappho, aus: Über den Tod. Poetische und philosophische Texte)