Barbara Walder, geboren 1968, wuchs in Zürich und Umgebung auf, zog ins Oberland, lernte einen Bauern kennen, lebte eine Zeitlang in tüchtiger Bodenständigkeit in der Landwirtschaft, studierte dann Germanistik und Geschichte an der Universität Zürich, hatte schon immer ein Stadtherz, und drei erwachsene Kinder, lebt in Zürich und Bettswil, arbeitet neben dem Schreiben und Fotografieren als Lektorin, nannte sich ab März 2020 unverblümt Dichterin, weil irgendwann muss man ja die Dinge beim Namen nennen, oder die Menschen, sie fährt am liebsten mit dem Velo durch den Wind in den Haaren etc.

 

Sich nicht vom scheinbaren Sinn hinters Licht führen lassen. Sich der allzu geschmeidig einleuchtenden Bedeutung in den Weg stellen. Selber gehen und fragen. Zweifeln und anschwärzen. Reinwaschen und sich fröhlich ohnmächtig treiben lassen in den Untiefen des Unwägbaren.

 

 

Hundert Jahre Dada war der Anfang. Das ist schon eine Zeitlang her. Dada war in aller Leute Munde. Es war eine Koinzidenz, der Biografie und historischer Tatsachen. Die mediale Aufgeregtheit hat sich längst wieder gelegt. Es drängen neue Gedenkanlässe immerzu in die Gegenwart. Diese pendelt dann zwischen Rückschau und Prognose. Doch handlungsfähig ist man bekanntlich ja nur immer gerade jetzt. Also was tun? Sich nicht zu sehr um Namen scheren. Das Projekt läuft weiter. Dada war ein Anfang. Das Ende hat sich bis heute immer wieder just als Pause entpuppt. Wörter und Bilder entstammen der Eigenproduktion, wo nicht, ist es entsprechend deklariert.

Sätze

Sobald man etwas erzählt, mag es noch so wahr sein, betreibt man Fiktion. Immer. Über das Ausmass natürlich ist dabei noch nichts gesagt. Und auch nichts darüber, was denn also Wirklichkeit wäre. Und wo und wie dann diese stattfinde.

 

Es gibt kein Leben, das einfach so daläge und das man nur noch zu erzählen brauchte. Weder als Ganzes noch in seinen kleinsten Einheiten. Weder Jahre noch Tage noch Minuten liegen einfach so da. Quasi vorgefertigt, bereit zu konsumieren. Nein. Es gibt keine Geschichten, ausser man erzählt sie. Und um zu erzählen, muss man die Worte in eine Linie bringen, miteinander verknüpfen. Und dies über Satzteile, Sätze, ja über ganze Seiten hinweg. Man muss Ordnung schaffen, ob man will oder nicht. Eine Struktur, deren Elemente miteinander zu interagieren beginnen. Jeder, der eine Geschichte erzählt, muss sie zuerst erfinden. Auch wenn alles wahr ist.

 

Als ob ein Zuhause gewonnen wäre, wenn ein Satz gelingt.

hier und dort

Lichtjahre zwischen hier und dort. Zwischen dem Ort ich und der Wirklichkeit. Ah ja? Wie wäre sie denn zu fassen, die Wirklichkeit? Wenn nicht durch mein Auge? Mein Ohr und so weiter? Also nur munter weiter. No hay caminos, hay que caminar.

 

 

 

Und wohin?

Unbeirrbarkeit als Kunst des guten Lebens?

Aber wovon sich nicht beirren lassen?

Und wovon dann doch?

 

Und wie nicht zerspringen vor Schuld und Scham. Oder Ohnmacht. Wenn das Elend im Sekundentakt den Blick, das Ohr und weiss ich was kreuzt?

Und man nicht weiss, was Mensch sein bedeutet?


als ob mit ein paar Worten die Welt zusammengehalten werden könnte